Woher kommt das Unbehagen an sauberer Energie?

Im 19. Jahrhundert flohen die Menschen wegen der Armut aus dem Hunsrück und wanderten nach Amerika aus. Heute hat sich der ursprünglich strukturschwache Landkreis Rhein-Hunsrück finanziell saniert, seine Gemeinden gelten als nahezu schuldenfrei. Wie das geht? Mit einem Landrat (heute a.D.) Bertram Fleck und erneuerbaren Energien.

In diesem fünfminütigen Ausschnitt aus unserer aktuellen Bühnenshow erklärt der CDU-Politiker, wie er vor rund dreißig Jahren angefangen hat, was seine Motivation dafür war und wie viel Geld der Landkreis Rhein-Hunsrück heute dank konsequenter Ausrichtung auf Nachhaltigkeit einnimmt.

Die sensationelle Geschichte müsste sich eigentlich im ganzen Land herumsprechen – insbesondere im Jahr 2022, in dem uns Putin die Quittung dafür reicht, dass sich Deutschland mit einem historisch wohl einmaligen Fall von Schuss ins eigene Knie von fossiler Energie abhängig gemacht hat.

Zwar steigt die Nachfrage nach Wärmepumpen und Solarzellen mittlerweile deutlich, trotzdem genehmigen sich immer noch zigtausende deutsche Lemminge eine neue Öl- oder Gasheizung fürs Eigenheim, um damit zuverlässig ihr Geld zu verbrennen.

Währenddessen hört man im Medien- und Politik-Betrieb wenig von erneuerbaren Energien. Natürlich müssen wir kurzfristig neue Erdgas-Dealer finden, was Robert Habeck zu Grünen-untypischen Reisen wie der nach Katar veranlasst hat. Warum aber ruft niemand gleichzeitig einen längst überfälligen nationalen Kraftakt zur Umstellung auf saubere, günstige und sichere Energien aus regenerativen Quellen auf?

Liegt es vielleicht daran, dass es vielen Leuten bei Energie auch um ihre Identität geht? Wie der Opa, der zum Enkel sagt: „Ein E-Auto? Jungchen, kauf dir ein richtiges Auto.“ Saubere Energien sind letztlich linksgrünes Öko-Zeug, auch wenn sie noch so günstig und sicher sind. Mit einem Solarmodul auf dem Dach wächst einem über Nacht ein selbstgestrickter Häkelpulli, da kannste nix machen. Was sollen da die Nachbarn denken? „Jetzt hat’s auch noch die Meiers grüniert. Schlimm.“ Wohingegen wir mit der Verbrennung von dreckigem Zeug doch unseren „Wohlstand“ aufgebaut haben (der uns nur heute wegen eben dieser Verbrennung auf die Füße fällt).

Wenn irgendwo die Arbeitsplätze von drei Kohlekumpel in Gefahr geraten, wird der allgemeine Zentralalarm ausgerufen. Dass während der Merkel-Regierungen still und heimlich einhunderttausend Jobs in der Solarbranche zerstört wurden, führte dagegen zum kollektiven „War was?“.

Es geht bei Energie offenbar um viel mehr als nur ums Geld. Wer dazu mehr wissen will, der und dem empfehle ich diesen Essay in DIE ZEIT.

Andererseits – nichts von alledem hält die ideologiefernen 100.000 Menschen im Rhein-Hunsrück davon ab, sauberen Strom für 300.000 Haushalte zu produzieren.  Derweil missioniert Bertram Fleck unermüdlich weiter für das, was wir zwar erneuerbare Energien nennen, aber eigentlich als saubere Energien bezeichnen sollten. Der Mann sollte das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen.

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