vollehalle bei der digitalen republica 2020

Es war ziemlich genau vor einem Jahr, da betraten wir an einem Mittwochmittag um 12 Stage 2 der republica und der Raum mit seinen 600 Stühlen war leer. Und wir dachten: Na gut, dann führen wir die Show, an der wir drei Monate hart gearbeitet hatten, eben vor den paar Leuten auf, die sich bis 12 Uhr 15 in den Raum verirren würden. Und eine Viertelstunde später war beinahe jeder Stuhl besetzt und wir hatten das große Vergnügen, unsere Antwort auf die Frage zu präsentieren, was man tun kann, wenn man sich allein von der Wucht der durch die Erderwärmung ausgelösten Krisen schier erdrückt fühlt: aufhören, allein zu sein.

Im zurückliegenden Winter reichten wir dann den Vorschlag für unsere neue Show beim Programmteam der republica ein. Wenn wir die Erderwärmung nicht als das größte Problem unserer Zeit ansehen, sondern als das stärkste Symptom der Probleme, die dahinter zum Vorschein kommen – zu welchen Fragen führt uns dieser Gedanke? Und zu welchen Menschen, die darauf inspirierende Antworten gefunden haben und trotz aller Hürden und Schwierigkeiten jeden Tag daran arbeiten, diese Antworten in Taten zu übersetzen und andere damit anzustecken?

Und so ging alles wieder von vorn los: Seit Anfang November trafen wir uns zu regelmäßigen Text- und Kreativ-Workshops. Wir kritzelten Ideen auf Wände und To do-Listen in unsere Hausaufgabenhefte. Wir trafen neue Heldinnen und Helden und befragten sie: Wie geht Gemeinwohl-Ökonomie? Wie sieht ein Wirtschaftsdenken aus, das die ökologischen Grenzen unseres Planeten im Blick hat, aber trotzdem die Grundlagen für ein gutes Leben liefern kann? Und wie geht ein Demokratie-Update? Wir haben gedreht, geschnitten und geschrieben. Und seit Anfang Februar geprobt, geprobt, geprobt. Anfang März haben wir gemeinsam mit Igor Levit die Premiere des Programms im Berliner Futurum gefeiert. Und dann kam Corona.

Als uns das Programmteam irgendwann im März schrieb, dass es die Idee gebe, eine digitale republica auf die Beine zu stellen, und uns fragte, ob wir dabei sein wollten, war unsere Antwort, frei nach Horst Hrubesch, nur ein Wort: Aber hallo! Also haben wir uns gefragt: Welche Wahrheiten legt die Corona-Krise frei, die uns auch beim Kampf gegen die Erderwärmung helfen können? Und anders herum: Wo lauern die Gefahren, die den Umbau unserer Wirtschaft, unserer demokratischen Prozesse und unseres Denkens soweit zurückwerfen, dass wirksamer Klimaschutz für lange Zeit unmöglich bleiben wird?

Das Ergebnis wird die digitale republica am 7. Mai um 22 Uhr beenden, gefolgt von einem DJ-Set von John Collins, Mitglied des revolutionären Detroiter Musikkollektivs Underground Resistance (UR). Hätte uns das vor einem Jahr gesagt, als wir um 12 in Stage 2 spazierten, wir hätten wahrscheinlich kurz hektisch gelacht und wären wieder rausgerannt. Und jetzt freuen wir uns sehr und wollen dem Programmteam, den Technikleuten und allen anderen, mit denen wir in den vergangenen Wochen in so engem wie bezauberndem Kontakt standen, zurufen: Unsere Welt steht gerade an einem heiklen Punkt und es gilt jetzt, alle konstruktiven Kräfte zu bündeln, um die Welt mit Tatkraft, Leidenschaft und Humor Schritt für Schritt zu verändern. Und Ihr seid auf dieser Mission Leuchttürme der Leidenschaft. Herzlichen Dank für alles.

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